Zum Inhalt springen

Meeresströmungen

surfcamps-wellenreiten-surfkurs-surfschüler-surf-surfschule-schüler-anfänger-fortgeschritten-lesson-unterricht-kurs-portugal-3

Du stehst am Strand, beobachtest die Wellen und planst deinen nächsten Surf. Alles scheint perfekt – doch plötzlich merkst du: Du wirst seitlich versetzt oder sogar vom Ufer weggezogen. Was passiert hier?

Ganz einfach: Du befindest dich in einer Meeresströmung – einem der wichtigsten natürlichen Phänomene, die du als angehende/r Surfer bzw. Surferin kennen solltest.

In diesem Artikel erklären wir dir einsteigerfreundlich:

Was sind Meeresströmungen?

Meeresströmungen sind großflächige und meist kontinuierliche Bewegungen von Wasser innerhalb der Ozeane. Stell dir das wie riesige, unsichtbare Flüsse im Meer vor. Diese Strömungen bewegen sich entweder an der Oberfläche – dort, wo du beim Surfen unterwegs bist – oder tief unter der Wasseroberfläche. Je nach Region, Wetterbedingungen und Untergrund verlaufen sie unterschiedlich stark, schnell und in ganz verschiedene Richtungen.

Einige dieser Strömungen gehören zu den bekanntesten Naturphänomenen der Erde, wie zum Beispiel der Golfstrom. Er transportiert warmes Wasser aus der Karibik Richtung Europa und beeinflusst dabei nicht nur das Klima, sondern auch die Wellenbedingungen an vielen europäischen Surfspots.

Andere Strömungen sind lokal begrenzt – also direkt dort, wo du surfst. Ein klassisches Beispiel ist die sogenannte „Rip Current“ (Rückströmung), die Wasser mit hoher Geschwindigkeit vom Strand zurück ins offene Meer zieht. Gerade Surfanfänger*innen unterschätzen diese Strömung oft, weil sie kaum sichtbar ist – dabei kann sie sehr kraftvoll sein.

Das Wichtigste, das du wissen solltest: Meeresströmungen sind allgegenwärtig – auch wenn sie nicht immer sofort erkennbar sind. Wenn du lernst, sie zu erkennen und zu verstehen, kannst du sie nicht nur vermeiden, sondern sogar gezielt für dich nutzen – zum Beispiel, um schneller ins Line-up zu gelangen.

Was sind Meeresströmungen (Currents)

Wie entstehen Meeresströmungen?

Meeresströmungen entstehen durch eine Mischung aus Naturkräften. Die wichtigsten Ursachen sind:

  1. Wind: Der Wind ist einer der Hauptverursacher von Strömungen – besonders an der Wasseroberfläche. Wenn er über das Meer weht, schiebt er das Wasser in eine bestimmte Richtung.
  2. Wellen: Wenn Wellen brechen, drücken sie Wasser in Richtung Strand. Dieses Wasser muss irgendwohin – und fließt zum Teil als Strömung wieder zurück ins offene Meer. Daraus entstehen z. B. Rip Currents.
  3. Gezeiten (Ebbe und Flut): Der Wechsel von Ebbe und Flut sorgt dafür, dass riesige Wassermengen in Bewegung geraten. Besonders in Buchten oder Flussmündungen entstehen dadurch spürbare Strömungen, die beim Surfen eine Rolle spielen.
  4. Temperatur- und Salzunterschiede: Warmwasser ist leichter als kaltes Wasser – und salziges Wasser ist schwerer als weniger salziges. Diese Unterschiede führen dazu, dass Wasser in Bewegung gerät, besonders in tieferen Schichten (z. B. bei der Entstehung großer ozeanischer Strömungssysteme).
  5. Die Erdrotation: Durch die Drehung der Erde (Corioliskraft) werden Strömungen auf der Nordhalbkugel nach rechts und auf der Südhalbkugel nach links abgelenkt.
Wie entstehen Meeresströmungen

Warum gibt es Meeresströmungen?

Meeresströmungen erfüllen eine ganz zentrale Aufgabe im Ozean – sie halten alles in Bewegung und sorgen dafür, dass das Meer als Lebensraum funktioniert. Ohne Strömungen würde vieles stillstehen: Wasser würde sich nicht vermischen, wichtige Nährstoffe würden sich nicht verteilen, und das Gleichgewicht der Natur im Meer käme aus dem Takt.

Einfach gesagt: Strömungen sind der Motor des Meeres. Sie transportieren

  • Wärme vom warmen Äquator in kühlere Regionen – dadurch bleibt unser Klima stabil.
  • Nährstoffe wie Plankton oder Algen durch die Meere – das ist extrem wichtig für das Leben im Wasser, vor allem für Fische und andere Meeresbewohner.
  • Sauerstoff und Salz – das sorgt für ein gesundes Gleichgewicht im Wasser.

Auch für uns Surfer*innen spielen Strömungen eine große Rolle: Sie formen Sandbänke, beeinflussen die Wellenhöhe und bestimmen, ob die Wellen sauber brechen oder nicht. Und manchmal entstehen Wellen überhaupt erst durch die Kombination von Swell, Wind und Strömung.

Ohne Meeresströmungen gäbe es also nicht nur weniger Leben im Meer, sondern wahrscheinlich auch keine surfbaren Wellen – und das wäre doch echt schade, oder?

Welche Meeresströmungen sind für dich als Surfanfänger*in wichtig?

blank

1. Rip Current (Brandungsrückstrom)

Was versteht man unter einer Rip Current?

Als Rip Current oder auf Deutsch Rückströmung bezeichnet man einen schmalen, aber kräftigen Wasserstrom, der vom Ufer direkt zurück ins offene Meer fließt. Diese Strömung entsteht dort, wo Wasser, das durch Wellen an den Strand gedrückt wurde, wieder ins Meer abfließt – meist durch eine Art „Rinne“ oder „Channel“ im Untergrund.

Wie entsteht eine Rip Current?

Wenn viele Wellen an den Strand rollen, sammelt sich das Wasser zwischen dem Strand und der Brandungszone. Dieses Wasser sucht sich einen Weg zurück ins offene Meer – meist an einer Stelle, wo das Wasser am leichtesten abfließen kann. Dort entsteht eine Rip Current, die sich wie ein schmaler Fluss vom Ufer wegzieht. Diese Rückströmung kann ziemlich schnell sein – manchmal bis zu 2 Meter pro Sekunde.

Woran erkennst du eine Rip Current?

  • In dem Bereich brechen weniger oder keine Wellen
  • Das Wasser wirkt dort dunkler, schaumiger oder unruhiger
  • Es sieht aus, als würde das Wasser nach draußen gezogen werden
  • Andere Surfer*innen oder Gegenstände scheinen seitlich oder vom Ufer wegzudriften

Was solltest du tun, wenn du in eine Rip Current gerätst?

  • Keine Panik! Das ist das Wichtigste.
  • Nicht gegen die Strömung anschwimmen – das kostet zu viel Kraft.
  • Lass dich mit der Strömung treiben, bis sie schwächer wird.
  • Dann seitlich (parallel zum Strand) hinauspaddeln, um aus der Strömung herauszukommen.
  • Danach kannst du in aller Ruhe zurück an den Strand paddeln.

💡 Tipp: Viele Surfer*innen nutzen Channels (also Rip Currents) sogar gezielt, um schneller ins Line-up zu kommen. Aber nur, wenn sie wissen, was sie tun!

2. Longshore Current (Küstenparallelströmung)

Was versteht man unter einer Longshore Current?

Eine Longshore Current ist eine Strömung, die parallel zur Küste verläuft. Wenn du im Wasser bist und dich langsam seitlich vom Spot wegbewegst, obwohl du nicht aktiv paddelst – dann wirkt wahrscheinlich genau diese Strömung auf dich ein.

Wie entsteht sie?

Wenn Wellen nicht frontal, sondern schräg auf den Strand treffen, bewegen sie das Wasser seitlich entlang der Küstenlinie. Diese Bewegung setzt eine Strömung in Gang, die kontinuierlich an der Küste entlangfließt – manchmal kaum spürbar, manchmal sehr deutlich.

Woran erkennst du sie?

  • Du driftest seitlich vom Line-up weg, ohne es direkt zu merken
  • Andere Surfer*innen paddeln immer wieder leicht gegen die Strömung zurück

Was solltest du tun?

  • Beobachte vor dem Einstieg, in welche Richtung sich Surfer*innen bewegen
  • Paddle zwischendurch aktiv zurück zum Ausgangspunkt, um nicht unbemerkt abzutreiben
  • Merke dir vor dem Einstieg einen Orientierungspunkt am Ufer (z. B. ein Gebäude oder eine Flagge), um deinen Standort im Wasser zu kontrollieren

3. Tidenströmungen

Was versteht man unter Tidenströmungen?

Tidenströmungen sind Wasserbewegungen, die durch den Wechsel von Ebbe und Flut entstehen. Wenn das Meer steigt oder fällt, fließt das Wasser in bestimmten Bereichen besonders stark – zum Beispiel in engen Buchten, Kanälen oder Flussmündungen.

Wie entstehen sie?

Die Gezeiten setzen große Wassermassen in Bewegung. Bei auflaufendem Wasser (Flut) strömt das Meer in Richtung Küste, bei ablaufendem Wasser (Ebbe) fließt es zurück ins offene Meer – dabei entstehen Strömungen, die du beim Surfen unbedingt beachten solltest.

Woran erkennst du sie?

  • Plötzlich veränderte Wellenhöhe oder Strömungsgeschwindigkeit
  • Besonders spürbar, wenn du in einer Bucht surfst oder in der Nähe eines Flusses

Was solltest du tun?

  • Checke vorher den Tidenkalender – viele Surf-Apps oder lokale Websites helfen dir dabei
  • Meide kleine enge Spots bei starkem Tidenwechsel, wenn du noch Anfänger*in bist
  • Frag im Zweifel Surfcoaches oder Locals, welche Zeiten am besten sind

4. Globale Strömungen (Beispiel: Golfstrom)

Was versteht man unter globalen Strömungen? Globale Strömungen sind riesige Meeresbewegungen, die ganze Kontinente beeinflussen. Auch wenn du sie nicht direkt im Line-up spürst, bestimmen sie langfristig das Wasserklima, die Swellrichtung und die Wellenqualität an deinem Surfspot.

Beispiel: Humboldtstrom Der Humboldtstrom fließt entlang der Westküste Südamerikas und bringt kaltes Wasser aus der Antarktis Richtung Äquator. Er sorgt für konstante, kräftige Swells – und ist mitverantwortlich dafür, dass Peru zu einem der besten Surfländer der Welt zählt.

Surfen mit Köpfchen: So helfen dir Strömungen im Wasser

Meeresströmungen sind ein natürlicher Teil des Ozeans – sie gehören zum Surfen genauso dazu wie das Wellenreiten selbst. Wenn du verstehst, wie sie funktionieren und worauf du achten musst, kannst du viele Situationen im Wasser besser einschätzen – und mit mehr Sicherheit und Gelassenheit surfen.

Du wirst merken: Je besser du die Dynamik des Wassers verstehst, desto mehr Spaß macht dir jede Session. Strömungen helfen dir dabei,

  • schneller ins Line-up zu kommen (z. B. über einen Channel),
  • deine Kraft effizient einzusetzen,
  • clevere Entscheidungen im Wasser zu treffen,
  • und mit ruhigem Kopf auf wechselnde Bedingungen zu reagieren.

Mit der Zeit lernst du, das Wasser zu lesen – und das macht dich nicht nur sicherer, sondern auch unabhängiger im Wasser. Du surfst bewusster und bist immer einen Schritt voraus.

blank

Tipps zum Schluss

Bevor du dich in die Wellen stürzt, lohnt sich ein kurzer Moment der Vorbereitung. Ein Blick auf Wetterdaten, Tidezeiten und das Verhalten des Wassers kann dir helfen, gute Entscheidungen zu treffen – vor allem als Anfänger*in. Hier ein paar einfache Tipps, die du dir merken kannst:

  • Nutze Surf-Apps wie Surfline oder Windguru, um Gezeiten & Swell zu checken.
  • Schau dir das Wasser ganz in Ruhe an, bevor du reinspringst – erkennst du dunkle Streifen oder unruhige Bewegungen? Das könnte eine Strömung sein!
  • Und wenn du dir unsicher bist: Frag Locals oder Surfcoaches – sie teilen ihr Wissen meist gerne. Denn: Surfen lernt man nicht nur auf dem Board, sondern auch durch Zuhören, Beobachten und Begeisterung fürs Meer.