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Der Moment, mein persönliches Erlebnis mit surfen.

Eddie Vilmow beim surfen in Lembongan

Fährt man entlang der Straßen, an der Algarve, fühlt man sich ein bisschen wie im südlichen Teil Kaliforniens. Kleine Städte zieren die Küstenstraßen und die Farben rostrot und Hellblau dominieren in der Region. Blass – Grüne Büsche versuchen sich gegen die dominierenden Farben durchzusetzen. Ich werde mich in den nächsten Zeilen auf die Küstenstadt Sagres und Ihre Umgebung beziehen. Hier gibt es neben einer Menge Surfspots auch die malerischste Gegend, um schöne Momente im Wasser zu verbringen.

Fear and Loathing an der Algarve

Die Fahrt vom Flughafen Faro, Richtung Westküste, fühlt sich an wie in einem Film. Endlos lange Straßen, die sich wie ein Strich durch die Landschaft ziehen. Mit dem passenden Gitarren Sound fühle ich mich wie auf der Route 66. Erinnerungen schweifen umher wie Seevögel, angesammelter Stress bleibt mit jedem Kilometer mehr auf der Strecke zurück. Die perfekte Basis, um auf den Moment zu warten. Doch das Warten hat etwas tückisches, es lässt die Zeit langsamer vergehen. Somit ertappt man sich ständig in einer ungeduldigen Situation, aber voller Spannung.

Die Wirkung

Die Vorfreude auf das Surfen hat meinen Körpereigenen Endorphin Spiegel ins maximale katapultiert. Das Auto wird hektisch am Spot geparkt und es folgen die letzten entscheidenden Schritte. Plötzlich kommen sehr klare hoch konzentrierte Gedanken über die möglichen Konsequenzen, der nächsten Sekunden. Sind Wellen da? Kann ich surfen? Ist das der Fall, dann kann sich der Cocktail in seiner prallsten Form entfalten. Ist das nicht der Fall, bedeutet es die negative Wirkung zu spüren und einen traurigen Abend inklusive 9 Stunden Wartezeit zu verbringen. Die Sonne fängt schon an, am Ende der Welt, das Wasser zu berühren. Ich habe noch 50 Minuten zum surfen, aber ich möchte nichts unversucht lassen.

Sensibilität

Der Moment auf der Klippe, alle Geräusche verblassen. Ich spüre den Wind vorbeischleichen von der Brust hoch zu den Schultern. Die Augen sind starr gerichtet auf die Bewegung im Wasser. Der Moment ist so hoch konzentriert, dass ich merke, wie schnell die Augen durch den Wind und das Klima austrocknen. Man spürt sogar den Zwang, des blinzeln, der einen die Sicht für Millisekunden, auf das Geschehen im Wasser raubt. Fast schon magnetisierend, blickt man auf den Spot. Welle für Welle, läuft langsam Richtung Strand. Das Warten auf ein Set, die 3 Minuten der Entscheidung.

Dann rollt es rein, das erste Set. Einzelne Leute im Wasser fangen an sich hektisch zu positionieren. Da man selber nicht im Wasser ist, wünsche ich mir dem anderen Surfer, so sehr die Welle. Zum Ersten, weil ich von hier oben mit meinem Gefühlscocktail schon empathische Gefühle entwickelt habe und dies auch visuell in meinem Kopf verknüpfen möchte. Zum Zweiten bekomme ich ein besseres Gefühl davon, wie schnell, oder hoch, die Welle ist. Von 40 Meter Entfernung kann die Einschätzung von Wellen stark getrübt sein, besonders nach ein paar Monaten, landlocked.

Aus diesem Grund

Alles scheint gut zu laufen für mich und dem glücklichen Surfer im Wasser. Die Welle bricht perfekt entlang der Sandbank. Meter für Meter ohne schmeißende Sections. Der leichte Wind sorgt für glasige Konditionen und somit bekomme ich als erste Set Welle, die perfekte Welle geboten. Meine Wangenknochen ziehen sich unbemerkt und gefühlt, bis zu den Ohren. Die Augen werden glasig und der innerliche Cocktail kann in den nächsten Minuten seine Wirkung entfalten. Der Surfer fährt ein schönes top down surfing entlang der Welle. Nach ein paar Hundert Metern macht sie zu, dass finale Manöver kann spektakulär gestaltet werden. Wow, was für ein Moment, da oben, stehend auf der Klippe. Jetzt fühle ich mich unsterblich. Alle Probleme, die ich in meinem Leben erfahren habe sind weggespült. Ich fühle mich frei, so frei, wie man sich in meiner Vorstellung, fühlen kann. Die nächsten Wellen vom Set sehen nicht weniger spektakulär aus, Headhigh, leichter Offshore Wind und mit einer perfekten Geschwindigkeit. Es wird Zeit, sich vorzubereiten für den Moment.

Nach der Trance auf der Klippe, wird schlagartig alles wieder normal. Die Nebengeräusche sind wieder hörbar und das Blickfenster, ist in alle Richtungen wieder geöffnet. Zur Motivation wird der letzte Ohrwurm im Kopf angestimmt und ich beginne mich physisch vorzubereiten. Das bedeutet an der Algarve meistens, in einen Wetsuit rein zu schlüpfen. Das Schöne am surfen mit einem Wetsuit ist der Moment, wenn man den Geruch des Gummis wieder für sich entdeckt und alte Erinnerungen hochkommen. In diesem Fall war es die Erinnerung an perfekte Points aus Marokko und meiner genialen letzten Session dort, kurz vor dem Abflug. Nun stehe ich hier kurz nach meinem Flug und entdecke gewisse Parallelen in den Ereignissen. Plötzlich fühlt sich das letzte Mal surfen wieder vertraut an, und nicht mehr fremd.

Das Paradoxon

Rasch werden alle Sachen irgendwo hingeschmissen. Die Hose auf den Fahrer Sitz die Schuhe irgendwo unterm Auto, das T Shirt vorne rechts, weil dort zu letzt gekramt wurde. Natürlich wurde auch nichts vorbereitet für den Moment, wenn man aus dem Wasser kommt und womöglich 30 Moskitos schon am Kofferraum Schlange fliegen. Schönes Gefühl, so sehr mit der Gegenwart, dem Moment im hier und jetzt, beschäftigt zu sein, dass die Konsequenzen der Zukunft völlig egal sind. Ich glaube, 4 Absätze früher war es noch umgedreht.

Klippe runter und ab zum Strand. Mit zügigen Schritten und starren Blick aufs Meer, geht es gefährlich voran. Unten angekommen noch mal tief Luft holen, in sich kehren und die sich in den letzten Surf versetzen, meine ein minütliche Meditation wenn ich lange nicht mehr im Wasser war. Vielleicht ist es auch ein unwohles Gefühl der Ungewissheit, wie der Surf, wie die Wellen und wie meine eigene körperliche Verfassung ist. Dennoch, in der Ruhe liegt die Kraft. Ein paar warm up Übungen für den Oberkörper und ein bisschen dehnen in den Beinen. Auf geht’s.

Wenn man Richtung Wasser läuft, stellt man meistens fest, dass trotz der akribischen Beobachtungen im Vorhinein, die Wellen größer sind, als man dachte. Der Klassiker. Die Füße berühren das kalte Wasser und Schritt für Schritt werden die Schritte schwerer. Dann der Moment auf den ich sehnsüchtig gewartet habe. Sich das erste Mal nach einer langen Zeit, auf dem Brett floaten zu lassen, bewirkt 2 Gefühle in meinem Körper. Der erste ist, Auwai, tut das weh auf dem Brustkorb. Das zweite Gefühl, beflügelt mich mit allgegenwärtiger Leichtigkeit. Durch das Wasser schweben zu können. Wie in meinen Kindheitsträumen, wenn man fliegt, ist dieses Gefühl so real, dass ich ein zweites mal glasige Augen bekomme. Der Moment, in dem sich das ganze Leben auszahlt, ist unbeschreiblich.

Der erste Duck Dive entlockt mir alle romantischen Gefühle und zeigt mir die wahre Kraft des Meeres, somit muss ich jetzt meine Gedanken in die Reaktivierung meiner Muskelpartien setzen und so gut es geht, mich heraus kämpfen. Eigentlich liebe ich das heraus paddeln, es gehört genauso dazu, wie das absurfen von Wellen, doch in den ersten Sessions ist es eine Qual und ein fast schon deprimierendes Erlebnis. Wenn man den Willen hat, noch drei kräftige Züge zu nehmen, aber die Muskeln schon zu sind und nur drei leichte Paddelschläge zulassen. Dasselbe gilt für den Duck Dive, gewohnt war er stabil und tief. Nun ist er wackelig und das Brett driftet von links nach rechts. Die Ähnlichkeit zur letzten Session, sie schwindet leicht.

Das Momentum

Aber egal, immerhin raus gekommen und ein weiterer zauberhafter Moment wartet auf mich. Das sitzen hinter den Wellen. Zu wissen, man ist am Safe Spot und wenn keine übermäßig negative Strömung am herrscht, dann bleibt das auch erst mal so. Bevor der Moment genossen werden kann, noch schnell orientieren, wo man sitzt. Wie weit sind die Felsen am Strand entfernt zum Verhältnis der Felsen links und rechts. Schwer atmig sitz ich da draußen, wie ein Walross und fange mich langsam. Der Blick auf die Landschaft, die im oberen Teil noch rostrot vom letzten Sonnenlicht angestrahlt werden, faszinieren mich. Die Felsformationen faszinieren mich. Die Tatsache das ich mich jetzt 10 Tage an diesen Momenten begeistern kann, faszinieren mich.

Genau diese Momente sind es, die surfen für mich zu etwas ganz Besonderem, in meinem Leben machen. Diese Momente halten mich am Leben und in positiver Stimmung, mit allem weiter zu machen. Jeder erlebt surfen auf seine einzige und besondere Art und Weise. Doch was uns Surfer alle verbindet, sind die Emotionen und der dadurch entstehende Spaß oder Ehrgeiz am Sport. Nach diesen Zeilen fühle ich mich zurückgesetzt in den Moment, als das Leben noch so leicht war, im Wasser, und blicke mit Vorfreude auf den nächsten einzigartigen Moment.

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1 response to “Der Moment, mein persönliches Erlebnis mit surfen.”

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